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Assad ist weg - Chance oder Risiko für den Nahen Osten?

Autorenbild: Zeev RosenbergZeev Rosenberg

Gestern hat sich in Syrien ein Ereignis ereignet, das die geopolitische Lage im Nahen Osten nachhaltig verändern könnte. Nach jahrzehntelanger Herrschaft wurde Baschar al-Assad gestürzt - ein Umbruch, der neue Chancen, aber auch erhebliche Risiken mit sich bringt. Die Region steht am Scheideweg: Kann der Machtwechsel den Weg zu Frieden und Stabilität ebnen oder droht noch größeres Chaos?


Der Sturz Assads ist kein isoliertes Ereignis, sondern das Ergebnis eines schleichenden Zerfalls seiner Machtstrukturen. Der Druck kam von vielen Seiten: Israels wiederholte Angriffe auf militärische Ziele in Syrien in den letzten 14 Monaten haben seine Position geschwächt. Gleichzeitig hat die Türkei ihre Unterstützung für die Rebellen intensiviert und strategisch genutzt, um eigene Ziele zu verfolgen. Die Schwächung des Regimes wurde von den Rebellen genau beobachtet und konsequent ausgenutzt. Mittlerweile haben einige dieser Gruppen sogar Zugang zu strategischen Waffen wie Raketen oder chemischen Kampfstoffen, was die Sicherheitslage in der Region weiter verschärft.


Russland hat im Zuge des Ukraine-Krieges seine Prioritäten verschoben und sich zunehmend von Assad distanziert. Moskau hat das syrische Regime militärisch weitgehend im Stich gelassen und damit entscheidend zum Sturz Assads beigetragen. Gleichzeitig hat der Iran deutlich an Einfluss in Syrien verloren. Diese Schwächung hat gravierende Folgen für die Hisbollah: Ohne Unterstützung aus Syrien können keine Waffen, Raketen oder anderes militärisches Material mehr effektiv in den Libanon transportiert werden. Dies setzt die Hisbollah weiter unter Druck und könnte der libanesischen Regierung die Möglichkeit geben, ihre Position zu festigen. Langfristig könnte diese Entwicklung zu einer politischen Neutralisierung der Hisbollah führen, was den Libanon stabilisieren und eine unabhängige Regierung stärken könnte.


Der Sturz Assads bedeutet auch einen schweren Schlag für seine anderen Verbündeten, insbesondere den Iran und die Hisbollah. Die Hisbollah, lange eine der stärksten pro-iranischen Kräfte in der Region, hat an Einfluss verloren. Dies bietet dem Libanon die historische Chance, sich aus der Umklammerung externer Akteure zu befreien. Der Libanon könnte nicht nur politisch unabhängiger werden, sondern auch sein Verhältnis zu Israel überdenken. Dies wäre ein Schritt, der nicht nur Stabilität in den Libanon bringen könnte, sondern auch positive Auswirkungen auf die gesamte Region hätte.


Ein weiterer Verlierer der aktuellen Entwicklungen ist Hamas-Führer Yahya Sinwar. Mit seinem Angriff am 7. Oktober wollte er die arabischen Staaten vereinen und eine gemeinsame Front gegen Israel schaffen. Doch statt Einheit hat er das Gegenteil erreicht. Die arabischen Staaten sind heute gespaltener denn je und viele haben begonnen, sich offen von der Hamas zu distanzieren. Der Sturz Assads und der Niedergang der Hisbollah zeigen deutlich, dass Sinwars Plan gescheitert ist und er in der neuen regionalen Dynamik keinen starken Rückhalt mehr hat.


Auch Russland hat in diesem Machtspiel an Einfluss verloren. Jahrelang war Moskau einer der wichtigsten Unterstützer Assads, doch die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass Russland entweder nicht mehr in der Lage ist, seine Interessen in Syrien durchzusetzen, oder sich bewusst entschieden hat, Assad fallen zu lassen. Dies wirft die Frage auf, welche Rolle Russland in der zukünftigen politischen Ordnung des Nahen Ostens spielen wird.


Auch Israel ist von den aktuellen Entwicklungen direkt betroffen. Einerseits könnte der Rückzug Assads und die Schwächung der Hisbollah eine Chance für eine friedlichere Zukunft bieten. Andererseits birgt der Zugang von Rebellengruppen zu strategischen Waffen erhebliche Risiken. Insbesondere die Instabilität in Jordanien, das als strategische Pufferzone für Israel gilt, könnte zu einer Eskalation in der Region führen.


Das Fazit aus dieser komplexen Situation lautet: Der Nahe Osten steht an einem entscheidenden Wendepunkt. Der Sturz Assads eröffnet Chancen für Reformen, Stabilität und möglicherweise neue Beziehungen zwischen Israel und seinen Nachbarn. Aber die Risiken dürfen nicht unterschätzt werden: Der Zerfall Syriens, die wachsende Gefahr durch unkontrollierte Waffen und die instabile Lage in Jordanien könnten die Region erneut in Gewalt und Chaos stürzen.


Ob der Nahe Osten diese Chance nutzen kann oder in alte Konflikte zurückfällt, hängt entscheidend davon ab, wie die regionalen und internationalen Akteure auf die neue Situation reagieren. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob ein echter Wandel möglich ist - oder ob die Region in eine neue Phase der Unsicherheit eintritt.

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